Geschichte des Pfarrgütle 

Die folgenden Fakten zum Pfarrgütle und seiner Entstehung sind der vorläufige Stand aus historischen Dokumenten und werden noch ergänzt.


Das Pfarrgütle (?) wurde als Garten 1902 (?) von dem königlichen Hofgärtner Hering auf Kosten des württembergischen Obstbauvereins "mit den edelsten Obstsorten" (zitiert nach Aufzeichnungen von Pfarrer Luitpold (30.6.1867 - 8.6.1955 aus Rietenau) bepflanzt. "Die Arbeit von dem Garten werden von den Volksschülern ausgeführt unter der Leitung des Hohenheim ausgebildeten Obstbaulehrers Karl Kreß; wobei hauptsächlich Veredelung und Behandlung der Hochstämme gezeigt wird. Der Einfluß auf den hiesigen Obstbau ist ein sehr befriedigender." (ebd.)

 

Aus den Aufzeichnungen von Pfarrer Luppold:

Er wurde 1908 vom damaligen Kultminister beauftragt, einen Schul- und Heimgarten auf dem Cannstatter Wasen aufzustellen. Pfarrer Luppold übernahm bei der Einweihung die Führung, zu der der König mit der Königin, dem ganzen Hof und allen Minsitern kam. Anschließend an diese Ausstellung richtete der Kirchengemeinderat Rietenau beim Schulhaus einen Schulgarten ein (den ersten Schulgarten in Württemberg), dessen Bäume der württembergische Obstbauverein stiftete und der königliche Hofgärnter Hering einpflanzte. Die Knaben der Oberklasse bekamen Unterricht im Obstbau, die Mädchen im Gartenbau von einem in Hohenheim staatlich ausgebildeten Obstbaulehrer. Da der Obstbau in Rietenau früher sehr darniederlag und 1905 ein schwerer Hagelschlag die Weinberge zerstörte, wollte er zur Abhilfe den rasch fruchtenden  Obstbau fördern, was auch gelang und dem Ort schon hübsche Summen eingebracht hatte. Die Jungen in der Schule lernten Pfropfen (veredeln), was sie mit Feuereifer taten.

 

Pfarrer Luppold interessierte sich sehr für den heimischen Obstbau. Sein Kenntnisse veröffentlichte er in einigen Artikeln in der Zeitschrift "Der Obstbau. Monatsschrift für Pomologie und Obstkultur. Organ des württembergischen Obstbauvereins, e.V.".

 

Der Pfarrbaumacker im Kelterfeld (heute das Pfarrgütle) wurde im Jahr 1860 käuflich erworben. Pfarrer Luppold bepflanzte und pflegte diesen Baumacker mit den besten Obstsorten: Äpfel, Birnen, Zwetschgen  und Nüsse. Das Kelterfeld wurde zum Musterbaumgut der weiten  Umgebung. Seine Spezialität war die Veredlung der Walnuß zu einer übergroßen Frucht. Verschiedene Versuchsanstalten für Obst- und Weinbau, darunter auch Geisenheim, erbaten von Pfarrer Luppold solche Früchte zur weiteren Veredlung.

Laut Planskizze aus dem Jahr 1937, gezeichnet von Pfarrer Luppold, wurden von ihm in seiner Amtszeit nicht weniger als 130-150 Bäume gepflanzt (aus: Die Pfarrgüter der Kirchengemeinde. Verfasst durch "Das Vereinswesen in Rietenau - Innere und äußere Mission."